Shiftin' Layers / Shqipe Gashi, Aurélien Martin, Vanessa Piffaretti

Kuratiert von Patricia Bianchi und SALON contemporary projects

Heute arbeiten wieder viele Kunstler mit Techniken, die in der fruhen Moderne entwickelt wurden: Collagen, Assemblagen und neue Formen der Skulptur. Bei diesen kunstlerischen Mitteln entsteht eine Gleichzeitigkeit von verschiedenen Ebenen, die Verbindung von mehreren Produkten und Materialien zu einem Neuen. Welche Aktualitat diese Gestaltungsprinzipien auch heute noch besitzen, bringen die Kunstwerke in der Ausstellung Shiftin’ Layers zum Ausdruck.

Das prozesshafte Übereinanderlegen von Schichten und Materialien zeigt sich in den unterschiedlichen Arbeiten von Shqipe Gashi, Aurélien Martin und Vanessa Piffaretti. Allen drei Künstlern ist gemeinsam, dass man in ihre Werke eintauchen kann und mit dem blossen Auge die unterschiedlichen Kompositionen ersichtlich werden. Im Ausstellungsraum erscheinen die einzelnen Werke als ein Mix von weiteren Strata, in denen sich verlieren möglich ist und die einen neuen Spielraum eröffnen. Dabei können sich neue Dynamiken, Lesarten und überraschende unvorhergesehene Korrespondenzen ergeben.

Shqipe Gashi (*1988, lebt und arbeitet in Genf) hat zwei neue ortsspezifische Werke für die Ausstellung entworfen. Teil ihrer Arbeit ist auch das Streichen des Raumes mit einer weissen glänzenden Farbe, die sich wie eine weitere Schicht auf die gegebene Architektur des Ausstellungsraumes legt. Für die beiden Installationen verwendete die Künstlerin Materialien mit verschiedenen Charakteristika: Plexiglas (durchsichtig, synthetisch, starr, hart) Seide (Stoff, fliessend, weich, halbtransparent) und Holz. Die Skulpturen hat sie so arrangiert, dass die Aufmerksamkeit auf Raumsituation gelenkt wird und andere Sichtweisen möglich werden.

Im Dialog stehen die zwei Objekte von Aurélien Martin (*1993, lebt und arbeitet in Genf). no title (sculpture no1 for Shiftin' Layers) besteht aus übereinandergeschichteten Ausstellungsplakaten des Off-Spaces RATS aus Vevey. Zwischen den Postern befinden sich Zeitschriften, Skizzenpapier und Karton, die durch Leim zusammengehalten werden und eine neue Form entstehen lassen. Das Strahlen der integrierten Glühbirnen steht im Kontrast zum kühlen Licht der Leuchtstoffröhren im Ausstellungsraum. Auch perfect match 1 beschäftigt sich mit Licht. Erst durch das Leuchten, wird die Textur und Oberfläche des verwendeten Materials sichtbar. Beide Werkstoffe (Leuchtstoffröhre und Putz) finden sich ebenso in der urbanen Architektur wieder.

Vanessa Piffaretti (*1977, lebt und arbeitet in Luzern) lässt mit ihren Collagen ungewohnte Welten entstehen. Sie interessiert sich für das ineinanderfügen von Fragmenten, kreiiert dadurch einen fantastischen Raum und gibt den Figuren oder Landschaften eine neue Identität. Dies zeigt sich deutlich bei den vier Portraits von 2014 und 2015. Bei der Serie Snowdon Holiday wurde sie von einem Reisetagebuch eines Paares aus den vierziger Jahren inspiriert. Piffaretti nimmt diese als Ausgangslage, entfernt bestehende Teile, fügt fragmentarisch neue Strukturen ein und lässt dabei neue Wirklichkeiten entstehen.

(Text: Patricia Bianchi & Marine Badan)