zeitgarten.ch, Reto Müller und Alex Meszmer

“Geschichte per se gibt es nicht. Man kann eine Vorstellung von ihr haben, dies wohl, aber Geschichte ist wie das Wetter nur ein Modus der Zeit. So wenig, wie man das Wetter an sich als existierend annehmen könnte, so wenig gibt es die Geschichte als Geschichte schlechthin. Geschichte ist eine sinnvolle Vorstellung, eine Reduktion unendlicher Komplexität, als Folge des Suchens nach Gemeinsamkeit von individuellen Interessen und deren Findung in der Vorstellung einer gemeinsamen, verbindlichen Geschichte.” schreibt Beat Näf in dem Buch “Antike Geschichtsschreibung”.

Geschichte entsteht bereits im Kindesalter, in unseren Köpfen, mit unseren individuellen Erlebnissen, im langsamen Aufbau eines autobiographischen Gedächtnisses. Die Erzählungen unserer Familie prägen unsere Vorstellungen von Gemeinschaft, von einer Herkunft und einer möglichen Zukunft und werden erweitert durch die Geschichten eines Ortes, einer Stadt, eines Landes, bis wir beginnen uns mehr und mehr in einem Zusammenhang individueller und kollektiver Erzählformen ein Bild der Welt zu formen. In ihrer Arbeit untersuchen Reto Müller und Alex Meszmer durch sammeln, ordnen und archivieren narrative und soziale Herangehensweisen an Welterklärungssysteme, die sie als “Encyclopaedie der unbestimmten Einzelheiten” in immer neuen Versuchsanordnungen kombinieren. Als Material verwenden sie gefundene Bilder, Bibeldarstellungen und Objekte mit autobiographischer Bedeutung.