Bettina Carl
Anti-Falten


22. April - 27. Mai 2017
Vernissage: Freitag 21. April, 18h
Apéro in Anwesenheit der Künstlerin: Samstag 20. Mai, 17h - ca. 19.30h

Die Galerie DuflonRacz freut sich, in Bern bereits zum zweiten Mal eine Einzelausstellung der in Zürich lebenden deutschen Künstlerin Bettina Carl präsentieren zu dürfen.

Bettina Carls Medium ist die Zeichnung. In Installationen ergänzt sie ihre Arbeiten auf Papier gelegentlich mit Fotos, Texten und Objekten.

Den Auftakt im dunklen Raum macht eine kabinettartige Anordnung von feinen, flüchtigen Papierarbeiten aus den Werkgruppen FALTEN und ANTI-FALTEN. Drei grossformatige Zeichnungen aus der selben Serie sind im weissen Raum zu sehen.

In diesen Arbeiten setzt die Künstlerin ihre Auseinandersetzung mit Körperlichkeit fort. Die Wahrnehmung unseres Körpers vollzieht sich von innen und von aussen her, wir erleben unsere Körperlichkeit gleichermassen als Subjekt und als Objekt.

Zeichnend versucht Bettina Carl, das Unfassbare unseres Körper-Seins nachzuformen. Sie beschreibt damit ein unausweichliches Scheitern, in dem sich auch viele komische Aspekte offenbaren. Auf der Fläche des Papiers formen Linien organische Konturen, verdichten sich zu Geweben und Faltungen und behaupten die Möglichkeit einer Plastizität. Unser Bildgedächtnis ist ständig bemüht, die Fragmente zu haltbaren Körpern oder Gesichtern zu ergänzen.

Die Serie KAUNTRI/HOMMES DE TERRE im Raum Links kombiniert Fundstücke aus dem Brockenhaus mit Bildern, die unsere Beziehung zu dem thematisieren, was wir unter Natur verstehen: Hecken, Felder, Tiere, Kartoffeln oder eben „Männer der Erde“.

Seit der Industrialisierung haben wir ein Verhältnis zur Natur entwickelt, das von Widersprüchen geprägt ist: Während einerseits rigorose ökonomische Ausbeutung diese Relation bestimmt, sehen wir andererseits „die Natur“ als Bild, als Sehnsuchtsraum, in dem wir das Wahre und Gute verorten.

Bettina Carl hat diese Motive bereits in früheren installativen Arbeiten aufgegriffen. In den aktuellen Werken unter dem Titel „Hommes de Terre“ spielt sie mit einem Klischee ländlicher Idylle, das schon in der barocken Kunst präsent war: Der fröhliche Landmann diente der feudalen Aristokratie als Projektionsfigur für erotische Fantasien und als bestätigendes Gegenbild zum eigenen sozialen Status. Heute wird uns der dynamische Bauer als Inbegriff eines gesunden, naturnahen Daseins verkauft, das mit einer städtischen Lebenswirklichkeit jedoch ebenso wenig gemein hat wie mit dem Alltag in einem landwirtschaftlichen Betrieb.

 

Bettina Carl (*1968 in Coburg, Deutschland)

Ausgebildet an der Berliner Universität der Künste, dem Londoner Chelsea College of Art und der Kunstakademie Malmö, lebt und arbeitet Bettina Carl seit 2007 vorrangig in Zürich. Ihre Arbeit wurde mit diversen Stipendien gefördert und ist seit langem in internationalen Einzel-und Gruppenausstellungen präsent, u.a. im: Helmhaus Zürich, Lucie Fontaine Mailand, Haus der Künste Brno (CZ), Rooseum Malmö, Galerie SchauOrt Christiane Büntgen Zürich, Art Brussels, FUTURA Prag und Vegas Gallery London. Im Sommer 2017 ist Carl an der Ausstellung für die Atelier- und Werkstipendien der Stadt Zürich im Helmhaus vertreten. Vom 07. - 10. September 2017 präsentiert die Galerie DuflonRacz eine Solo Show ihrer Zeichnungen an der Messe Art on Paper in Brüssel.