8. Oktober - 5. November 2016

Vernissage: Freitag 7. Oktober, 18h

Finissage: Freitag, 4. November, 18h

Auf den Parkplätzen der Autobahnraststätten, unter den vielen auftürmenden Himmeln, suchte er nach etwas Dunklem unter den Steinen. Goldene Straßen fließen in seinen Händen wie goldener Wein. Menschen sind leere Gläser, engelhaft liegen sie mit den Ohren auf dem Boden und sie hören Füße krabbeln, bedeutungsloses Rauschen vorbeiziehen. Daraus erzeugen sie Vorstellungen. Diese Bilder haben aber keine Bedeutung. Sie sind einfach da, um zu glitzern. Um etwas bübisch-Abenteuerhaftes zu wecken in uns allen, damit irgendetwas zu wachsen beginnt. Eine hoffnungsfremde Wüste, in der man den Sand vorbeirieseln fühlt. Beharrliche, glänzende Ameisen, zwischen weißen Dünen beim Abtransportieren von etwas Größerem: goldenen Käfern. Es handelt sich dabei um gewöhnliche Projektionen in Räuberhöhlen: Noch kein Anlass, sich besonders aufzuregen.

Matthias Wyss, Auszug aus «Festzelt», Text in der Publikation «Tageslicht», 2014

 

Die dichten Bildwelten von Matthias Wyss (*1985) entfalten vieldeutige Erzählungen über das Mensch-Sein zwischen Alltagserfahrung, Leben und Tod. Inspiriert durch die Auswirkungen der Digitalisierung geben seine Bilder eine groteske Momentaufnahme von Stimmungen oder Atmosphären des Alltags wieder. Unterschwellig bedrohlich und zugleich farbenfroh stellt er zwischenmenschliche und soziale Konflikte als gesellschaftskritische Metaphern dar — betörende Leichtigkeit und abgründige Schwere liegen nahe beieinander.

Die Ausstellung verbindet neuere, grossformatige Arbeiten des Künstlers auf Holz mit ausgewählten Zeichnungen aus dem Zyklus «Tageslicht» (2011 - 2014), der insgesamt aus über 250 Bleistiftzeichnungen besteht. Auch die neuen, grossformatigen Arbeiten in Eitempera auf Holz mit ihren sichtbaren Leerstellen und Konturen bewegen sich im Grenzgebiet zwischen Zeichnung und Malerei.

Matthias Wyss (*1985) lebt und arbeitet in Biel. Der in Solothurn geborene Wyss besuchte den Gestalterischen Vorkurs an der Schule für Gestaltung Bern und Biel. Anschliessend studierte er in der Fachklasse für Grafik. 2006 wurde er zum ersten Mal mit einem Eidgenössischen Preis für Kunst ausgezeichnet. 2013 erhielt er für seine Zeichnungen aus dem Zyklus «Tageslicht» den Hauptpreis des Aeschlimann Corti Stipendiums sowie den Kiefer Hablitzel Preis.