Josef Wittlich / PrePop

21.November - 19. Dezember 2015
Vernissage: Freitag, 20.November, 18h

Die Jahresabschluss-Ausstellung widmet die Galerie jeweils dem Schwerpunkt Neuve Invention. Wir freuen uns, bereits zum zweiten Mal Arbeiten des Malers Josef Wittlich (1903–1982) zu zeigen, der zu den bedeutendsten Outsider-Künstlern Deutschlands gehört. Die Bilderwelt dieses Autodidakten, der bis zu seiner Rente einfacher Arbeiter in einer Keramikfabrik blieb, wird bevölkert von Frauenbildnissen, Kriegsszenen, Porträts von Filmstars und anderer Prominenz, sowie wenigen Landschaften, von denen einige in dieser Ausstellung vertreten sind. Die Vorlagen seiner Bilder waren Fotografien aus populären Bücher, den Massenmedien oder der Werbung, die er stark verzerrt, schwarz konturiert und in intensiven, expressiven Farben darstellt. Aufgrund des Bezugs zu Medienbildern und Alltagskultur wird Wittlich oft als Vorreiter der Pop Art betrachtet – eine These, die auch diese Ausstellung zur Diskussion stellen möchte.

Josef Wittlich wurde 1903 in Gladbach geboren und wuchs unter schwierigen Umständen in ärmlichen Verhältnissen auf. Obwohl er nie eine Ausstellung besuchte oder sonst mit Kunst Kontakt kam, begann er bereits mit 12 Jahren zu malen. Nachdem er Jahre lang als Knecht gearbeitet hatte wurde er im zweiten Weltkrieg zum Kriegsdienst eingezogen und geriet in sowjetische Gefangenschaft. Von 1948 bis zu seiner Rente war er in der Keramikfabrik Steuler-Werke in Höhr-Grenzhausen beschäftigt. Dort hängte er seine Malerei auf Papier jeweils in den Werkhallen auf, was zu einer klassischen ‚Entdeckungsgeschichte’ führte: 1967 besuchte der Maler und Keramikkünstler Fred Stelzig die Fabrik und verhalf Wittlich zu einer ersten Ausstellung im Württembergischen Kunstverein in Stuttgart. Es folgten zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen, u.a. Kunstverein Ulm, Kunsthalle Zürich, Kunsthaus Wien, Museum Kunstpalast Düsseldorf. Bis zu seinem Tod 1982 lebte Wittlich bescheiden und zurückgezogen in einem firmeneigenen „Schlafhaus“. Seine Lebensgeschichte begünstigt seine Rezeption als authentischer „naiver“ Künstler.